Das Forum Boarium, der Rindermarkt, liegt direkt am Tiber und zwar an der Stelle, an der sich in der Antike der Flusshafen befand. In der frühen Zeit der Republik wurden die Nahrungsmittel direkt auf dem Forum Romanum verkauft. Als die Stadt Rom immer größer wurde, entschloss man sich, am Tiber einen Hafen zu bauen, um dort die Nahrungsmittel direkt zu verkaufen. Am Standort des Hafens befand sich die Via Salaria, die Salzstraße, die ins Landesinnere führte, sodass dieser Ort für einen Marktplatz besonders gut geeignet war. Die Nahrungsmittel konnten per Schiff und Pferdewagen überall hintransportiert werden. An diesem, heute sehr verkehrsreichen Platz, gab es zwei Tempel und einen Altar, der Herkules geweiht war. Erstaunlich ist, dass beide Tempel noch aus der Zeit vor Christus stammen, was in Rom ja recht selten ist, da es im Laufe der Jahrhunderte unzählige Brände gab.
Der runde Tempel wird aufgrund seiner Form oft als Vestatempel bezeichnet. Wir wissen aber heute, dass er Herkules geweiht war, der u. a. auch als Schutzgott des Handels verehrt wurde. Es handelt sich hier um den ersten Marmortempel in Rom, denn die Ölhändler waren seinerzeit extrem vermögend, sodass sie einen Tempel aus edlem Material erbauen ließen. Direkt daneben steht ein kleinerer rechteckiger Tempel aus Tuffstein, dem Hafengott Portunus geweiht. Beide Tempel sind, weil man sie im Mittelalter in Kirchen umwandelte, hervorragend erhalten, obwohl sie mehr als 2000 Jahre alt sind.
Gegenüber dem Herkulesaltar entstand die Kirche Santa Maria in Cosmedin mit einem besonders schönen mittelalterlichen Campanile (Glockenturm). Berühmt ist der Mund der Wahrheit, la Bocca della Verità, der in der Eingangshalle zu sehen ist. Dabei handelt es sich um eine 1,6 Meter runde Marmorplatte, die ursprünglich als Kanaldeckel der Cloaca Maxima diente. Die Cloaca Maxima war ein Entwässerungskanal auf dem Forum Romanum, errichtet vor etwa 2500 Jahren. Die Marmorplatte hat die Form eines Gesichtes. Viele kennen den Brauch, dass man die Hand in den Mund halten muss. Sollte man gelogen haben, würde die Hand abgehackt. Dies soll tatsächlich im Mittelalter passiert sein. Eifersüchtige Ehemänner brachten ihre Frauen zum Mund der Wahrheit, und hinter der Marmorplatte saß ein Richter, der die Hand abhackte, sobald die Frau die Hand in den Mund hielt.
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