Die Piazza del Popolo ist der nördlichste Platz des römischen Zentrums und liegt direkt an der antiken aurelianischen Stadtmauer. Alle Reisenden aus Nord- und Mitteleuropa betraten in den vergangenen Jahrhunderten hier zum ersten Mal römischen Boden, denn hier endete und endet auch heute noch die antike Konsularstraße, die Via Flaminia, die Rom mit Mitteleuropa verband. Auch Goethe und Luther sind hier in Rom angekommen.
Dieser Platz ist einer der wenigen großen Plätze von Rom, und wir finden hier Zeugnisse aus allen Jahrtausenden. Das älteste Monument ist sicher der original ägyptische Obelisk, der ursprünglich auf dem Circus Maximus stand. Aus der römischen Antike stammt die aurelianische Stadtmauer, mehr als 1700 Jahre alt. Mit ihren 18 Kilometern Länge gilt sie als die längste und am besten erhaltene Stadtmauer der römischen Antike.
Im Mittelalter war dieser Platz nicht bebaut, da Rom gerade noch 40.000 Einwohner hatte. Erst im 15. Jahrhundert entstand eine der interessantesten Kirchen von Rom, die Santa Maria del Popolo. Daher stammt auch der Name des Platzes. In der Santa Maria del Popolo finden wir einige Meisterwerke der Kunst: die Capella Chigi, von Raffael entworfen und zwei Altarbilder von Caravaggio, dem berühmten Barockmaler. Zu dieser Kirche gehört ein Augustinerkloster, und obwohl wir keine gesicherten Quellen haben, gehen wir davon aus, daß Luther sich während seines Romaufenthaltes hier aufgehalten hat.
Auch in der Barockzeit im 17. Jahrhundert gab es Veränderungen: Der berühmte Barockkünstler Gian Lorenzo Bernini dekorierte die Porta del Popolo, das Stadttor, für die Ankunft von Cristina von Schweden, der protestantischen Königin, die zum katholischen Glauben konvertierte. Gegenüber entwarf Bernini zwei weitere Marienkirchen.
Aber den heutigen großzügigen Charakter erhielt der Platz erst vor etwa 200 Jahren zur Zeit des Klassizismus. Der Architekt war Giuseppe Valadier. Was hat er gemacht? Er hat eine terrassenförmige Anlage entworfen, die hoch zum Park der Villa Borghese führt. Nach einem etwas beschwerlichen Aufstieg hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt bis hin zur Kuppel von St. Peter. Im Klassizismus musste die Architektur symetrisch und harmonisch sein, deshalb errichtete er gegenüber eine kleine Anhöhe und dekorierte sie mit dem Neptunsbrunnen. Außerdem stammen die drei Eckgebäude von ihm, an der vierten Ecke befindet sich die bereits erwänte Kirche Santa Maria del Popolo.
Auf diesem Platz feiern die Römer oft ihre großen Feste, u.a. auch die Sylvesterparty mit wunderbarem Feuerwerk. Aber der Platz wird auch für Demonstrationen genutzt, weil er Platz für einige tausend Menschen bietet.
Foto: Nacho Aragón Mora | Public domain