Etwa 30 Kilometer östlich von Rom liegt der kleine mittelalterliche Ort Tivoli, eines der wichtigsten Ausflugsziele für einen Romreisenden. Hier gibt es drei Villen: die Villa d’Este, errichtet im 16. Jahrhundert von Kardinal Ippolito d’Este mit einer wunderbaren Gartenanlage mit hunderten von Brunnen. Auf der anderen Seite des Ortes kann man die sogenannte Villa Gregoriana besichtigen, eine Parkanlage aus dem 18. Jahrhundert über der Schlucht des Anieneflusses mit einem gewaltigen Wasserfall.
Heute aber möchte ich meinen Besuchern die Villa Adriana vorstellen, die unterhalb von Tivoli liegt. Errichtet wurde sie vor 1900 Jahren von und für Kaiser Hadrian. Kaiser Hadrian regierte, als das römische Weltreich die größte Ausdehnung hatte. Er selbst bereiste das gewaltige Imperium, wie man sagt, gar zu Fuß. Er galt als sehr gebildet, sprach perfekt Griechisch und liebte die Architektur. Überall hat er seine Spuren hinterlassen. Vielen ist sicher der Hadrianswall in Nordengland ein Begriff. In Rom begegnen wir ihm immer wieder: wahrscheinlich lieferte er Anregungen für den Bau des Pantheons, ganz in der Nähe befindet sich der Hadrianstempel, und die Engelsburg ist sein Mausoleum.
Sicherlich stammt auch von ihm selbst die Idee, hier, unweit von Rom, sich eine Villa errichten zu lassen. Diese Villa hatte eine gewaltige Ausdehnung. Ausgegraben sind ca. achzig Hektar, aber einige Archäologen sind der Meinung, dass sie möglicherweise eine Fläche von bis zu dreihundert Hektar gehabt haben könnte – es ist also keine Villa, sondern eher eine kleine Stadt. Durch die Lage am Aniene, dem wichtigsten Nebenfluß des Tibers, gab es ausreichend Wasser, was in die Bauplanung immer wieder mit einbezogen wurde.
Sehr typisch für die Anlage sind abwechselnd bebaute und grüne Flächen, es gibt sehr viele Wasserbecken und um diese Wasserbecken Arkadengänge, damit man jederzeit angenehm im Schatten wandeln konnte. Bei den wenigsten Gebäudekomplexen kennen wir den Zweck, wofür sie genutzt wurden, da wir leider kaum Quellen haben, die uns einen Hinweis geben könnten. Aber wir finden hier eine unglaubliche Vielfalt an architektonischen Elementen und Deckenkonstruktionen, sodass wir davon ausgehen können, daß Kaiser Hadrian zahlreiche Anregungen und Ideen mit eingebracht hat. Während der letzten fünfhundert Jahre sind hier auch unzählig viele bedeutende Skulpturen ausgegraben worden, die wir heute in den Museen Roms bewundern können.
Villa Adriana ist nie überlaufen, man muss keine Karten vorbestellen, da es auch an der Kasse immer recht ruhig ist. Das Ausgrabungsgebiet ist riesig, sodass sich die Touristen hier nie gegenseitig stören. Am einfachsten erreicht man Villa Adriana mit dem eigenen Auto, aber auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Metro B bis Ponte Mammolo, dann mit Überlandbussen bis zur Villa Adriana). Im Ausgrabungsgebiet selbst gibt es keine Möglichkeit der Verpflegung. Bars und einige Restaurants findet man aber im Ort Villa Adriana. Allerdings würde ich eher empfehlen, hoch nach Tivoli zu fahren, wo es sehr viele nette und stilvolle Restaurants gibt, teils mit wunderbarer Aussicht.
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